Jungbaumerziehung bei Streuobstbäumen

Ein Streuobstjungbaum sollte eine Sämlingsunterlage haben, so dass tiefes Wurzelwerk gebildet wird und starker Wuchs möglich ist.
Zur Verhinderung von Fraßschäden durch Schafe und wegen der bequemeren Grasmahd ist eine Stammhöhe von 1,60 bis 1,80 m zu wählen und ein Stammschutz anzubringen. Der Abstand zwischen den Bäumen sollt mindestens 10 Meter betragen.
Da Feinwurzeln fehlen kann der Neutrieb des frischgepflanzten Jungbaumes nur durch Reservestoffe aus dem Gewebe versorgt werden. Deshalb müssen wir durch den Pflanzschnitt die Anzahl der zu versorgenden Knospen stark reduzieren.
Beim diesem Pflanzschnitt (Bild unten) dürften fast alle Knospen austreiben. Der Trieb nach rechts sollte zur Wachstumsförderung hoch gebunden werden.


Im Bild unten wurden vorerst nur drei Leitäste ausgewählt und richtig eingekürzt, so dass alle Knospen austreiben. Der vierte Leitast wird im Folgejahr weiter oben gewählt.

Beim Pflanzschnitt (Bild unten) wurdendie Triebe zu lang belassen. Die unteren Knospen vekümmern. Die unteren Abschnitte verkahlen. Der Neutrieb wird schwach sein.


Öfters müssen wir die beiden ersten Triebe unterhalb der Stammverlängerung enfernen, da sie sehr steil wachsen (Schlitzäste) und zu dicht an der Mitte stehen. Im Bild unten hätten einige Zweige entfernt werden müssen.


Unter den verbleibenden flacheren Trieben können wir nun mögliche Leitäste auswählen. Dabei ist folgendes zu beachten:
Werden letzlich vier Leitäste aufgebaut, sollte der Winkel zwischen benachbarten Leitästen etwa 90° betragen, d. h. je zwei der Leitäste stehen sich  gegenüber.
Es ist vorteilhaft, wenn die Leitäste nicht in gleicher Höhe ansetzen, weil dies später zur Vergreisung der Stammverlängerung führen kann.
Sind anfangs nur zwei oder drei Triebe als Leitäste geeignet, werden die fehlenden Leitäste im Folgejahr weiter oben ausgewählt.

Durch unseren jährlichen Erziehungsschnitt sorgen wir dafür, dass die Stammverlängerung gegenüber den Leitästen dominant bleibt ohne die Leitäste zu überbauen.
An der Stammverlängerung  muss durch das Belassen von Frucht- und schwachen Seitenästen genug Assimilationsfläche vorhanden sein. Steile Seitentriebe werden auf Astring entfernt.

Bei den Leitästen sorgen wir durch jährlichen Rückschnitt am Neutrieb für zunehmende Stabilität. Unterhalb der Außenknospe, die für die neue Verlängerung gewählt wurde,  knipsen wir einige innere und seitliche Knospen aus, um die Bildung passender Fruchtäste zu sichern. Quer stehende Äste am Leitast entfernen wir, um Leitergassen und Lichtbahnen frei zu halten. Im Laufe der Jahre können wir an der Außenseite der Leitäste neben Fruchtästen auch schwächere Seitenäste erziehen und durch Anschnitt stabilisieren.

Im Folgenden einige Problemfälle:
Beim vorjährigen Pflanzschnitt wurde die viel zu hohe Mitte nicht zurückgenommen. Die Leitäste verkümmern , wenn nicht gezielt eingegriffen wird.


Im Bild unten wurde ein ähnlicher Fehler korrigiert. Die viel zu hohe Stammverlängerung wurde deutlich zurückgenommen, die Leitäste werden jetzt wieder stärker gefördert.


Unten: Vorjähriger Pflanzschnitt zu lang. Vergabelung der Leitäste lässt eine sinnvolle Gerüstbildung nicht mehr zu. Hier ist eine zeilstrebige Schnittkorrektur unerlässlich.


Die folgenden drei Bilder zeigen einen im Herbst 2019 gepflanzten Apfeljungbaum im Frühjahr 2023, 2024 und 2025 mit konsequenter Oeschberg-Palmer-Erziehung.


Text und Bilder von Werner Maier OGV Mössingen